[Rezension] Blumen für Algernon von Daniel Keyes

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Titel: Blumen für Algernon
Originaltitel: Flowers for Algernon
Autor: Daniel Keyes
Erscheinungsdatum: 21. März 2015
ISBN-13: 978-3608960297
Preis: 14,95€ (TB)
Seitenzahl: 299
Genre: Roman
Leseprobe: hier


Charlie Gordon ist 32 Jahre alt und arbeitet als Aushilfe in einer kleinen Bäckerei. Dort putzt er und erledigt kleinere Aufgaben für den Besitzer. Charlie ist stolz auf seine Arbeit. Denn obwohl er geistig unterentwickelt ist, hat er hier einen Platz gefunden, an dem er sich wohlfühlt und akzeptiert wird. Dreimal in der Woche besucht er eine Schule für retardierte Erwachsene und überrascht die Lehrer dort stets aufs Neue mit seiner unstillbaren Neugier. Zu seiner Familie hat Charlie schon seit langem keinen Kontakt mehr. Seine Mutter hielt es nicht aus, mit ihrem behinderten Sohn unter einem Dach zu leben. Für die Forschung ist Charlie bereit, sich einer komplizierten Gehirnoperation zu unterziehen. Diese soll ihm seinen größten Wunsch erfüllen und ihn endlich intelligenter machen. Nachdem sich erste Erfolge schon bei der Maus Algernon gezeigt haben, gehen die Wissenschaftler den Schritt, auch Charlie zu operieren – mit großem Erfolg. Seine Intelligenz übertrifft schon bald die seiner Mentoren. Doch schnell merkt Charlie, dass es im Leben nicht nur darauf ankommt, klug zu sein.


Was hatten Sie denn erwartet? Das Experiment war dazu bestimmt, Ihre Intelligenz zu erhöhen, nicht dazu, Sie beliebt zu machen. Auf die Veränderungen Ihrer Persönlichkeit hatten wir keinen Einfluss, und Sie haben sich aus einem netten, retardierten jungen Mann zu einem arroganten, egozentrischen, ungeselligen Widerling entwickelt.
Blumen für Algernon von Daniel Keyes, Zitat S. 238
  
 

Daniel Keyes wurde 1927 in New York geboren und lebt heute in Florida; er studierte Psychologie und war Zeitschriftenredakteur und Modephotograph, später Englischlehrer und - nach einem Literaturstudium - Dozent u. a. an der Ohio University. Neben "Blumen für Algernon" hat Keyes drei weitere Romane und drei Sachbücher (psychologische Fallstudien) veröffentlicht.


  • Die Leben des Billy Milligan
  • Die fünfte Sally
  • Kontakt radioaktiv
Um ehrlich zu sein, war mir vor der Lektüre des Buches gar nicht so bewusst, auf was für eine Geschichte ich mich da einlasse, denn sie weicht deutlich von meinen sonstigen Lesevorlieben ab. Doch der Klappentext hat mich schon beim ersten Durchlesen gepackt und das süße kleine Mäuschen auf dem Cover hat wohl sein Übriges getan. Daniel Keys Buch zog also bei mir ein. Und ich muss gestehen, dass ich mir besonders auf den ersten Seiten mit dem Lesen wirklich schwer getan habe. Aber genau dieser Stil spiegelt im Verlauf der Geschichte Charlies kognitive Entwicklung wider. Zu Beginn sind die Seiten gespickt mit Rechtschreibfehlern, es findet sich keinerlei Interpunktion und das Schreibniveau bewegt sich auf einem eher niedrigen Level. Nach der Operation steigen Charlies Fähigkeiten jedoch kometenhaft an. Er verfasst Texte, die selbst Doktoren an ihre Grenzen stoßen lassen. Geistig ist er nun selbst den schlauesten Köpfen überlegen.

Doch dieses geballte Wissen birgt eine Schattenseite, die Charlie schon bald kennenlernt. Seine Intelligenz grenzt ihn aus. Er versagt auf zwischenmenschlicher Ebene und fühlt sich schon bald einsamer als jemals in seinem Leben zuvor. Zusätzlich nagt die Gewissheit an ihm, dass die Auswirkungen der Operation nicht von Dauer sein werden. Er erlebt seinen geistigen Verfall. Nach einer kurzen Zeit an der Spitze, fällt sein Intelligenzniveau schnell wieder ab und Charlie wird wieder Charlie. Die letzten Seiten des Buches unterscheiden sich sprachliche gesehen nicht mehr von den ersten Seiten. Ein Aufstieg mit raschem Abstieg.

Mich hat Charlies Geschichte nachdenklich gestimmt. Denn das Buch ist noch immer aktuell, obwohl es bereits vor knapp 50 Jahren erstmals erschienen ist. Zu Beginn wirkt er glücklich, ein Mensch, der mit seinem Leben im Großen und Ganzen zufrieden ist. Er hat Freunde und die Leute mögen ihn. Nur durch die Einflüsse anderer gelenkt, wünscht sich Charlie überhaupt erst „intelgent“ zu werden. Doch nach der Operation erkennt er schnell, dass ein hoher IQ allein ihn im Leben nicht weiterbringt. Er zeigt große Defizite auf der emotionalen Ebene, muss sich mit Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen, die er vorher nicht kannte. Er wird überheblich, niemand ist ihm gut genug. Keiner kann ihm mehr das Wasser reichen. Doch am Punkt der Selbsterkenntnis, als Charlie klar wird, dass sein Wissen nur vorübergehend ist und er sich auch auf menschlicher Ebene verändern möchte, ist es schon fast zu spät. 

Das Buch hat mich wirklich für sich eingenommen. Die Geschichte nimmt einen selbst sehr schnell in Beschlag und ist unglaublich facettenreich. Sie ist anspruchsvoll, aber nicht allzu komplex zu lesen, da wichtige Begriffe aus den verschiedensten Disziplinen der Wissenschaft meist im Fließtext kurz erläutert werden. „Blumen für Algernon“ hat mich wirklich überrascht. Ich bin ohne Vorwissen an die Erzählung herangetreten und im Nachhinein froh, das Buch gelesen zu haben. Eine klare Leseempfehlung für alle, die etwas anspruchsvollere, nachdenkliche Romane mögen, die thematisch in der modernen Wissenschaft und Psychologie angesiedelt sind. 


 


Liebe Grüße

2 Kommentare:

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  1. Ich hab erst vor kurzem eine Rezension dazu gelesen, die ich sehr ansprechend fand. Dabei wusste ich aber nicht, dass das Buch schon älter ist! Wenn das so ist, werde ich es bestimmt auch bei uns in der Bib finden, um es zu lesen :).

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Ja, das findest du sicherlich auch bei dir in der Bib! Da wünsche ich dir auf jeden Fall schonmal viel Spaß beim Lesen :)

      Liebe Grüße

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