Denn Flinn befindet sich nun an Bord des Welten-Express, eines magischen Internats, das überall und nirgends auf der Welt Station macht und ganz besonderen Kindern ein neues Zuhause bietet. Hier werden Fächer wie „Heldentum“ oder „Strategie & Zuversicht“ unterrichtet und zusätzlich lernt Flinn die faszinierenden Möglichkeiten der Magietechnologie kennen. Doch leider gibt es auch hier keine Spur von Jonte. Wohin ist er bloß verschwunden?
Mit ihrer Mutter und ihren drei Halbgeschwistern lebt Flinn ein freudloses Leben in einem alten Haus am Rand von Weidenborstel, einer kleinen Ortschaft am Ende der Welt. Väter hat es hier nie gegeben, denn Flinns Mutter zieht alle ihre Kinder alleine groß. Für ein dreizehnjähriges Mädchen ist Weidenborstel die absolute Hölle, denn dort scheint die Zeit stillzustehen. Jeder Tag gleicht dem anderen, erst recht seit Flinns älterer Bruder Jonte verschwunden ist.
In „Der Welten-Express“, ihrem Debütroman und ersten Band der gleichnamigen Trilogie entführt uns Autorin Anca Sturm an Bord eines magischen Zuges. Ein fahrendes Internat voller aufregender Geheimnisse und bezaubernder Magie. An Bord des Welten-Express lernt Flinn eine völlig neue Welt kennen, während der Zug knatternd die verschiedenen Länder der Welt durchquert. An jeder Ecke gibt es Neues zu entdecken, dabei hat Anca Sturm die Kulisse ihres Kinderbuchs sehr liebevoll ausgestaltet. Auch die Geschichte an sich ist fesselnd und hat Spannungsmomente an den richtigen Stellen.
Die Schüler des Internats, die sogenannten Pfauen, stammen allesamt aus schwierigen familiären Verhältnissen und haben im Express ein neues Zuhause gefunden. Hier werden sie auf ihre Zukunft vorbereitet, denn jeder einzelne von ihnen besitzt das Potenzial, eines Tages Großes zu vollbringen - sei es in Kunst, Wissenschaft, oder Politik, jedes der Kinder sticht in einer Disziplin besonders hervor. Dennoch ist der Grundton der Erzählung aufgrund der tragischen Hintergründe nicht immer so unbekümmert wie man annehmen könnte. Auch Flinns eigene Familiengeschichte wirkt trostlos im Vergleich zur heimeligen, schillernden Kulisse des Welten-Express, der endlich Farbe in ihr tristes Leben bringt.
Und doch verbirgt sich hinter dem Luxus und der Unbeschwertheit des Internatslebens so manches Geheimnis. Flinn wird schnell klar, dass einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Allerdings wird dieser Gedanke schon recht früh angestoßen, sodass ich Flinns Ankunft an Bord schon nicht richtig genießen konnte. Die Dinge verlieren ein stückweit ihren Zauber, da man als Leser hinter jedem Satz nach verdächtigen Vorkommnissen sucht und allen Figuren von Beginn an misstrauisch gegenübersteht. Mir ist die Unbeschwertheit der Geschichte etwas verloren gegangen, was mein Leseerlebnis insgesamt etwas getrübt hat. Dennoch hat mich Anca Sturm mit ihrer Idee bezaubert und besonders faszinierend ist die Magietechnologie, eine Verbindung aus reiner Magier und technologischem Know-how, die den Zug antreibt.
Anfangs fällt es Flinn noch schwer, sich fallenzulassen und zwanglos mit den anderen Schülern zu reden. Lediglich zu Fedor, dem Kohlenjungen des Zuges, fasst sie schnell Vertrauen, auch wenn beide nicht immer auf einer Wellenlänge zu liegen scheinen. Immer wieder sorgen Missverständnisse zu einer unangenehmen Spannung zwischen den beiden. So lassen sich Passagen in denen Flinn und Fedor alleine sind immer etwas unangenehm lesen, da beide Charaktere nicht richtig miteinander harmonieren. Entspannter hingegen ist Flinns Umgang mit Kasim und Garabina, die für sie schnell zu echten Freunden werden.
Zum Ende hin wird die Erzählung richtig spannend, als die letzten Puzzleteile an ihre vorgesehenen Plätze rutschen und sich ein Twist ergibt, der für Flinn auf einmal alles verändert. Mir hat die Reise an Flinns Seite ein paar ereignisreiche Lesestunden beschert, auch wenn das nicht immer ganz unbeschwerte Lesefeeling und die Grundstimmung mich nicht komplett mitreißen konnten. Auch mit Flinn als Hauptprotagonistin bin ich insgesamt nicht ganz warm geworden. Ein tolles Kinderbuch, das zum Träumen einlädt und jeden Willkommen heißt, der mutig genug ist, seine eigene Geschichte zu erleben!
Band 1: Der Welten-Express
Band 2: Der Welten-Express - Zwischen Licht und Schatten
Anca Sturm, geboren 1991 in der Lutherstadt Eisleben, schreibt seit ihrem elften Lebensjahr. Nach dem Abitur und einer Ausbildung als Buchhändlerin entschied sie sich, ihr Leben dem Schreiben zu widmen. Heute lebt sie in der Nähe von Berlin und verreist am liebsten per Bahn.
Vielen Dank an Carlsen für die Bereitstellung
dieses Rezensionsexemplars!
Hey :)
AntwortenLöschenich habe das Buch auch mit der Hoffnung gelesen, dass ich von Magie überrollt werde, aber leider fand ich die Umsetzung nicht gelungen. Mit Flinn konnte ich als Prota leider garnichts anfangen, da kam einfach nichts rüber. Und der Liebes-Anteil in dem Buch gehört für mich auch nicht in ein solches "Kinderbuch". Ansonsten fand ich die Idee um das Fahrende Internat wirklich großartig. Vielleicht hatte ich auch zu hohe Erwartungen. - Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Folgeband lesen möchte :)
Nichtsdestotrotz ein toller Beitrag!
Liebste Grüße, Stella ♥
Hey Stella!
LöschenDie Magie ist im Welten-Express leider tatsächlich auf der Strecke geblieben. Mir hat besonders die Grundstimmung nicht so gut gefallen. Die Liebesgeschichte hätte für mich auch nicht unbedingt sein müssen, da bin ich absolut deiner Meinung. In einem Kinderbuch kann ich darauf gerne verzichten. Ich denke also nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde. Danke <3
Liebe Grüße
Hey =)
AntwortenLöschenIch bin mit der Protagonistin leider auch nicht so ganz warm geworden. Mir haben außerdem ein paar mehr magische Details vermisst. Und Humor? Wo bleibt denn bitte der Humor in der Geschichte? Die Grundidee fand ich super, aber darüber hinaus, war mir die Umsetzung etwas zu schwach.
Wirst du denn weiterlesen?
LG
Anja
Hallo liebe Anja!
LöschenIch kann mich deiner Meinung absolut anschließen. Der Humor ist völlig zu kurz gekommen und für ein Kinderbuch war mir die Grundstimmung einfach zu wenig herzlich. Faszinierend, aber nicht so magisch, wie erwartet. Um ehrlich zu sein denke ich nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde. Wirst du weiterlesen?
Liebe Grüße
Hallo liebste Lisa,
AntwortenLöschenich habe das Buch ebenfalls mit 3 bewertet. Das Setting und die Idee fand ich wunderschön und absolut zauberhaft. Allerdings mochte ich die Charaktere nicht wirklich. Die Lehrer sind furchtbar und auch mit Flinn wurde ich nicht wirklich warm, was sehr schade ist. Mir hat auch die Wärme total gefehlt und das obwohl der Zug eigentlich gemütlich ist. Aber durch das Misstrauen und die eher drückende Stimmung geht das echt verloren.
Ich weiß tatsächlich noch nicht, ob ich weiter lesen werde. Wirst du?
Fühle dich gedrückt,
liebste Grüße,
Ally
Hallo liebe Ally :)
LöschenDann ging es uns beiden beim Lesen wohl ähnlich. Ich hatte mir einfach eine magische, leichte, zauberhafte Geschichte erwartet ... und doch war die Stimmung im Zug immer etwas bedrückt. Ich denke deshalb nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde.
Liebe Grüße